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Systematik einmal anders:
Das natürliche System der Pastaceen

rw. "Die Pastaceen treten in einer beeindruckenden Mannigfaltigkeit an rezenten Formen auf. Zu systematischen, morphologischen und ethologischen Studien ist der geneigte Betrachter geradezu eingeladen." – So beginnt eine wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeinte "evolutionsbiologische Studie" von David G. Senn aus Basel.

Die Studie kommt zu erstaunlichen Schlüssen: Die Pastaceen gehörten ins Tierreich, da bei ihnen keine Fotosynthese-Aktivität nachgewiesen werden konnte. Allerdings sei dies nicht ganz unbestritten, da es einige Arten mit grüner Körperfarbe gebe. Genauere Untersuchungen ergäben aber, dass es sich um im Körper dieser Pastaceen eingelagertes Chlorophyll handle: Lasagne (Fam. Lasagnidae) und Tagliatelle (Fam. Platyplastidae). Wir merken: die Pastaceen sind Teigwaren.

Bei einer eingehenden Charakterisierung des Tierstammes "Pastaceen", kommen erstaunliche Parallelen zu anderen Tiergruppen zum Vorschein: "Insbesondere sehen die Platypastidae (eigentliche Nudeln) dem Bauplan nach dem Phylum der Plathelmintes (Plattwürmer) und in der detaillierten Struktur der Klasse der Cestoda (Bandwürmer) sehr ähnlich. Im Gegensatz zu den Letzteren, die bekanntlich als Darmparasiten leben, sind die Nudeln freilebend. Zwar haben auch sie eine Affinität zum Darm, aber sie gelangen nicht ohne Absicht des Konsumenten in ihn hinein."

Bei der Beschreibung der einzelnen Familien bleibt kein Auge trocken:

·    breitflächig; in Symbiose mit Fleisch und Tomaten; koloniebildend, sog. "Al-Forno"-Riffe aufbauend: Fam. Lasagnidae (Schichtnudeln)

·    formenreiche Gruppe; primär leere, längs verlaufende Körperhöhlung; letztere spielt im Funktionskreis der Saucen-Symbiosen eine entscheidende Rolle: Fam. Tubipastidae (Maccheroniartige)

·    aus der Gattung Tubipastis sind folgende Arten bekannt: ...
Tubipastis helvetica (gutschweizerisches Hörnli); eine nördlich der Alpen im deutschsprachigen Raum zuweilen in massiven Quantitäten auftretende Tubipastide; Experten sprechen von einer degenerativen Erscheinung (ev. durch Inzucht), die Symbiosen mit z.T. absurden Partnern eingeht; z.B. tritt T. helvetica castelli leporis (Hasenberghörnli mit Apfelmus) auf.

Diese Arbeit hat Christoph Keller an der Bezirksschule Wohlen inspiriert, im Biologiepraktikum Schüler/innen selber eine Systematik der Teigwaren erstellen zu lassen. Die vielen Formen von heute erhältlichen Teigwaren regen die Phantasie zu immer neuen Namensschöpfungen förmlich an. Namen von "Teigwarus weissplattus" (weisse Lasagne) über "animus bonus", "animus malus" (Herzen), "astrologibus winzikus" (Sternchen), "via lata vollkornibus" (Vollkornspaghetti), "craviatis farbiris" (farbige Krawättli) bis zu "Alphabetus crysimus totalus" (Buchstabenhaufen) wurden erfunden. Die Teigwarensystematik wurde dann auf ein Plakat aufgeklebt und an einer Stellwand ausgestellt. Die Schüler/innen hatten offensichtlich Spass daran, die Betrachter der Stellwände nachher auch.

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